Unterwegs mit 55plus

Die Dorfkirche Rudow

Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals 1375. In ihrer jetzigen Form steht die Kirche erst seit 1954. Sechshundert Jahre lang gab es an dieser Stelle einen kleineren Vorgängerbau. Im Dreißigjährigen Krieg kam es zu Zerstörungen, die den Neubau eines Turmes, erst aus Holz und 60 Jahre später aus Stein erforderlich machte. Erst 1909 kam es zu umfangreichen Renovierungs – und Umbauarbeiten. Dann kam der April 1945.Wie so oft wurden Kirchtürme als Artillerieleitstände missbraucht und wie so oft versuchten die Angreifer diese außer Gefecht zu setzen. Das gelang ziemlich vollständig – jedenfalls was das Kirchenschiff und die Gemeinderäume betraf. Ironie des Schicksals: Der Turm blieb stehen. Zug um Zug erfolgte der Wiederaufbau. Von der ursprüngliche Kirche sind heute nur noch ein paar Feldsteine original und eine Grabplatte aus dem Jahre 1736.

Der Text sei hier wiedergegeben:
„Das trostreiche Echo der hochwohlgeborenen, wohlbekannten Frau Amtsrätin Eva Maria Puhlmann, geborene Lietzmannin als dieselbe im Januar 1736 von ihrem Eheherrn den letzten Liebesdienst empfing.„Hier hat man mich zur Ruh nach Gottes Rat gebracht und wer mich nur gekannt, spricht: Wer hat wohl gedacht, dass Jugend voller Blüt` so plötzlich könnte sterben. Doch merket, Gott macht’s so mit seinen Himmelserben. Ich hab’ von Jugend auf die Eitelkeit gehasst und Christi Kreuz und Tod ganz glaubensvoll umfasset. Nun reicht mir Gott dafür den großen Gnadenlohn. Ja Christus setzt mir auf des ewigen Lebens Kron. Ich wende mich zu Dir vertrauter Ehemahl und danke Deiner Treu’ viel tausend, tausendmal. Was für ein Herzensstoß empfand nicht Dein Gemüte als kurz die Todesangst umwallte mein Geblüte. Die Liebe war sehr groß, die Herzen recht verbunden und dies Andenken schlägt Dir immer neue Wunden.
Geliebte Eltern mein, was für ein harter Schlag bracht nicht die Post nach Kleetsch (Ort in Mecklenburg Vorpommern) die Post von meinem Sterbetag und Ihr Geschwister mein, wie seh’ ich Euch vergießen viel tausend Tränen, die aus großem Kummer fließen. Allein – besinnt Euch: Des Herren Rat und Schluss macht, dass in dieser Welt nichts widerstreben soll. Drum fasst Euch insgesamt, lasst fahren diesen Jammer und gönnt mir meine Ruh in dieser Friedenskammer. Gott wird uns dermaleinst all dort zusammen bringen, da wir in Ewigkeit Gott Halleluja singen.“

Die Geschichte der Glocken

Eheleute geben ihre Eheringe in Krisenzeiten für Eisen her und Kirchen spenden ihre Glocken für den Sieg des Vaterlandes. Von den drei alten Glocken aus dem Jahr 1732 wurden zwei im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. Aber Gott nahm dieses Opfer nicht an, der Krieg ging verloren. 1928 wurden sie neu gegossen um dann aber 1942 erneut für den Endsieg „geopfert“ zu werden.

In Hamburg Veddel liegt der sogenannte Glockenfriedhof, auf dem Kirchenglocken aus dem ganzen Deutschen Reich und den damals besetzten Gebieten lagerten. Zwischen 1939 und 1945 wurden von den 90000 hier eingelagerten Glocken 75000 eingeschmolzen. Eine der Rudower Glocken hat dieses Massaker überlebt. Immer wieder erstaunlich ist die
Akribie der Verwaltung, die es möglich machte, dass diese Glocke 1945 den Weg zurück fand. In den inzwischen stark beschädigten Turm konnte man sie allerdings nicht wieder einhängen. Ein Provisorium aus Holz musste für sie errichte werden, bis sie 1954 zusammen mit zwei erneuten Nachgüssen ihren Platz im Turm wieder einnehmen konnten.

Der Gemeindekirchenrat war in der Zeit von 1933 – 1945, wie uns glaubhaft berichtet wurde, dunkelbraun und stand im Mai 45 buchstäblich vor den Trümmern der letzten 1.000 Jahre. Eigentlich soll man seinen Kindern die Welt ein bisschen besser hinterlassen, als man sie vorgefunden hat. Das hatte offensichtlich nicht geklappt. Den Opfern der kriegerischen Zeiten wird nicht mehr mit einer Bronzeplatte mit der Aufschrift „Es starben heldenmütig für Führer, Volk und Vaterland – sondern mit einer Pieta in moderner Form gedacht.

Text und Bilder: Hartmut Wieseke

Königs Wusterhausen

Nach 66 Jahren habe ich wieder die „Neue Mühle“ bei Königs Wusterhausen und das Strandbad am Krimmicksee besucht. Ab 1952(?) war West- Berlinern (ich wohnte in Britz) der Besuch des Umlandes (SBZ =DDR) verboten – 1961 war dann auch der sowjetische Sektor Berlins für West-Berliner tabu. Glücklicherweise gibt es seit 1990 wieder Reisefreiheit für Ost- und West-Berliner.
So „reisten am 22.Mai 2019 acht Personen von Mariendorf nach Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin. Wahrscheinlich waren weitere Interessenten von der Wettervorhersage abgeschreckt worden. Es blieb aber – bis auf wenige Regentropfen – trocken.
Im Ortsteil „Neue Mühle“ wird das Wasser der Dahme – in diesem Flussabschnitt „Staabe“ genannt – durch eine Schleuse reguliert. Über die Schleuse hinweg gelangten wir zum Strandbad Krimnicksee, das wir an diesem kühlen Tag aber nicht nutzten. Beim Rückweg umrundeten wir das Jagdschloss Königs Wusterhausen, das der spätere „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I von seinem Vater zum 10. Geburtstag als Geschenk erhielt. Was habt ihr seinerzeit bekommen?
Mit der nächsten Tour nach KW werde ich nicht wieder 66 Jahre warten.

Siegfried Dorn – Bild: Christel Lange

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