Unterwegs mit 55plus – Stettin und die Jacobikirche

In den letzten Jahren waren wir schon einige Male mit Ilona in Stettin und haben darüber auch berichtet. Untergebracht waren wir diesmal zentral mit Ausblick, je nach Zimmerlage, auf die Hafenanlage oder auf die Altstadt. Auf dem Programm stand, wie schon Tradition, am ersten Abend der Besuch der Philharmonie. Man gab das Konzert für Violine und Orchester von Beethoven und von Bela Bartok das Konzert für Orchester.
Beides wurde famos gespielt und die Musiker ernteten viel Beifall. Am zweiten Tag erwiesen wir der Ostsee unsere Reverenz. Misdroy war das Ziel. Der Weg dorthin führte uns über Gewerbegebiete und großräumige Autobahnbaustellen, war also weniger schön. Misdroy wird als Perle der polnischen Ostsee angeboten. Landschaftlich wunderschön aber vom Tourismus im Sommer völlig überlaufen. Deshalb wirkt der Ort total verbaut. Schön ist der Chopin Park, eine Oase der Ruhe. Ein Lichtblick die Landungsbrücke. Aber erst nach dem man den gewerblichen Teil überwunden hat.

Wieder in Stettin. Die Jacobikirche ist ein backsteingotischer Kirchenbau und steht im Zentrum von Stettin. Sie wurde in mehreren Etappen vom 13. bis zum 15. Jahrhundert erbaut. Seit der Reformation diente sie als Gemeindekirche der Pommerschen Evangelischen Kirche und war ab 1831 die Hauptkirche der Stadt. Im August 1944 zerstörte ein Bombentreffer große Teile der Kirche, auch die Orgel und die Inneneinrichtung. Chor und Turm blieben erhalten, allerdings fehlte dem Turm der Helm. 1945 wurde die Ruine von der polnischen katholischen Kirche übernommen.
Bis 1971 wurde das Gotteshaus wieder instand gesetzt. Warum dauerte es solange? Wer Bilder vom zerstörten Warschau gesehen hat, kann sich die Frage leicht beantworten. Die Hauptstadt hatte Vorrang beim Wiederaufbau. Zur neuen kirchlichen Ausstattung gehört ein Hochaltar der aus verschiedenen pommerschen Kirchen „zusammen gesetzt“ wurde. Der neue Turmhelm ist dem von 1677 nachempfunden. Der Turm hat eine Höhe von 110 Metern, die Aussichtsplattform ist über 2 Fahrstühle erreichbar und bietet rundum einen schönen Ausblick.

Ein Sockel aus rotem Granit mit einer nicht so richtig dazu passenden Marienstatue erregte unsere Aufmerksamkeit. Auf Nachfrage erfuhren wir die Geschichte dazu. Carl Loewe, 1796 in der Nähe von Halle an der Saale geboren, wirkte von 1820 bis 1866 als Kantor und Organist in der Jacobikirche. Als Komponist hat er etwa fünfhundert Balladen vertont, siebzehn Oratorien, sechs Opern und zwei Sinfonien geschrieben. Er war es auch, der 1827 die Ouvertüre zu „Ein Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn Bartholdy erstmals öffentlich zur Aufführung brachte und gilt als der „pommersche Balladenkönig“ der 46 von seinen 73 Lebensjahren in Stettin verbrachte. 1864 erlitt er einen schweren Schlaganfall, weshalb er seinen Abschied nehmen musste. In Kiel hat er seine letzten Lebensjahre verbracht. Seine Gebeine fanden auf dem Parkfriedhof Eichhof bei Kiel ihre letzte Ruhe und nicht, wie von uns angenommen in Laboe. Sein Herz wurde jedoch, seinem Wunsch entsprechend, in einer vergoldeten Kapsel in der Höhlung einer Säule beigesetzt. Neben der Kirche errichteten 1898 Freunde und Verehrer ein Bronzedenkmal für ihn. Die Bronzefigur ging in den Wirren der letzten Kriegstage verloren. Nur der Sockel hat überlebt und bietet nun der Jungfrau Maria Asyl.

Am Abend noch ein schöner Ausflug in das höchste Restaurant von Stettin. In gemütlicher Atmosphäre ließen wir den Tag bei Speis und Trank ausklingen. Dank an Ilona für die tolle Organisation.

Hartmut Wieseke

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