Monatsspruch Oktober

Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Lukas 17, Vers 21

Das Reich Gottes – Eine Welt in der Böses überwunden und alle Schuld vergeben wurde. Nicht erst im Jenseits, sondern bereits hier auf Erden soll dieses Reich Gestalt annehmen.
Wenn wir uns auf unserem Planeten so umschauen sieht es ganz und gar nicht danach aus. Kriege und
Katastrophen stehen auf der Tagesordnung. Im Vaterunser beten wir: Dein Reich komme! Also ist es doch noch nicht da? Was denn nun?
Wenn man den Spruch aufmerksamer liest, merkt man: Da steht nicht das wir es schon haben nein, da steht, das es ist mitten unter uns ist. Die vollständige Antwort auf die Frage der Pharisäer, wann das Königreich kommt lautet ja auch: Das Königreich kommt nicht so, dass man es sofort wahrnehmen könnte. Man kann auch nicht sagen: Siehe, da oder dort ist es schon! Seht doch, das Königreich Gottes ist mitten unter euch!
Angesprochen sind in diesem Fall die Pharisäer. Gilt es auch für uns? Für die christliche Gemeinde, für alle Menschen? Ich glaube, das Wirken Jesu vor 2000 Jahren war der erste Baustein, das Fundament, für das kommende Königreich. Heute würde man von einem 10 Punkte Plan sprechen oder einem Programm für die ersten 100 Tage. Wir glauben, dass beim Abendmahl der Geist Jesu unter uns ist, dass er uns Kraft gibt in seinem Sinne zu wirken. Das scheint mir die eigentliche Botschaft zu sein. Christen die Bausteine formen und brennen, damit sie belastbar werden und man ein Königreich daraus bauen kann. Jeder ist aufgefordert daran mit zubauen. Und er kann es auch, jeder nach seinen Möglichkeiten.
„Wie im Himmel“ ist der Titel eines Filmes, der diese Problematik sehr gut beschreibt. Ein sehr erfolgreicher Dirigent eines großen Orchesters erleidet einen Herzinfarkt und bekommt absolute Ruhe verordnet. Diese will er in seinem Geburtsort finden. Er trifft dort auf eine Gemeinde, in der auf den ersten Blick alles in Ordnung scheint, aber sich nach näherem Hinsehen Abgründe auftun. Im weiteren Handlungsverlauf spielt der Pfarrer eine untergeordnete, eher negative Rolle aber die Gemeinschaft baut am Königreich Gottes indem sie offen ihre Probleme, die sie miteinander haben ansprechen und den Mantel der Nächstenliebe von der Scheinheiligkeit, die über dem Dorf liegt, reißen. Stück für Stück trägt jeder Dorfbewohner dazu bei. Das ist es, was man das Wirken Jesu nennen könnte, ein Gerüst zu stellen, um dann Stein für Stein einen Palast zu bauen. Leider sind wir auch nach 2000 Jahren noch im Anfangsstadium des Baues. Haben wir überhaupt schon ein Fundament???
Klassen- und Rassenhass, Besitzgier, Hochmut und Neid, Teilnahmslosigkeit am Leid Anderer, nicht zu vergessen die zersplitterte Kirche, verhindern so oft, dass unsere Welt ein bisschen besser wird. Man sollte aber darüber nicht verzagen. Wir werden ungefragt in diese Welt hinein geboren, aber es geschieht meines Erachtens nach einem großen Plan. Wir kennen nicht den Anfang und nicht das Ende. Aber er beinhaltet viele kleine Aufgaben und da ist für jeden etwas dabei. Man muss nur diese Aufgabe erkennen und anpacken. Und man darf sich nicht entmutigen lassen von Menschen, die vor der Vielzahl der Aufgaben kapitulieren und sich nach dem Motto „Es hat ja sowieso alles keinen Sinn“ ins Nichtstun zurückziehen. Jeder soll Aufgaben übernehmen, denen er gewachsen ist und die, die eine Nummer zu groß für ihn sind anderen überlassen. Können wir das immer unterscheiden? Darin liegt die Kunst. Man muss das Elend in Gaza zur Kenntnis nehmen aber darüber nicht verzweifeln. Es ist schrecklich, aber man kann es nur auf einer höheren Ebene lösen. Es gibt jedoch Probleme, die kann man mit den Händen greifen. So nahe sind sie! Wir erkennen sie wohl, oft hindert uns nur eine gewisse Scheu daran, aktiv zu werden. Manchmal allerdings auch die Bequemlichkeit.
Scheu und Bequemlichkeit zu überwinden – daran sollten wir arbeiten. Dann ist das Reich Gottes mitten unter uns.


Hartmut Wieseke

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