Jahreslosung 2025
„Prüft alles und behaltet das Gute“ 1.Thessalonicher 5.21
Eins der vielen Plakate zur Jahreslosung zeigt ein Kreuz und eine Waage – und die christliche Gemeinde, einschließlich des Hirten, scheint ratlos davor zu stehen.
Wir sollen prüfen! Geht es Ihnen nicht auch so, dass sie vor der Flut der über uns herein brechenden Nachrichten ins schwimmen geraten und die Orientierung verlieren? Verspüren Sie auch den Wunsch sich mit einem guten Buch bei schöner Musik in die Leseecke zurück zu ziehen und der verrückte Welt wenigsten für eine kurze Zeit adieu zu sagen?
Die eigenen Probleme die uns tagein, tagaus Entscheidungen abverlangen sind doch schon Stress genug. Und dann sollen wir auch noch die täglichen Nachrichten prüfen? Alle!
Die Waage ist da keine große Hilfe. Auf jeder Seite die gleiche Menge – das zeigt sie an. Sagt aber nichts über die Zusammensetzung der Masse aus.
Techniker erstellen eine Zeichnung und geben Maße mit maximalen Abweichungen an. Das kann man mit einem Messschieber ziemlich exakt überprüfen. Das Gute ausliefern, dass Schlechte in die Wertstofftonne tun, um daraus wieder Gutes herzustellen.
Aber im menschlichen Miteinander ist das schwieriger.
Paulus von Tarsus, auch Saul, Saulus oder Paulus genannt, lebte vermutlich von 10 vor bis 60 nach Christus. Erst Verfolger der Christen hat er auf dem Weg nach Damaskus eine Vision und wird zum bedeutendsten Missionar des Christentums. Er bereist die Länder des nördlichen Mittelmeeres bis nach Rom und gründet auf diesen Reisen überall christliche Gemeinden mit denen er auch später brieflich in Verbindung bleibt. Dem 1. Brief an die Thessalonicher ist die Jahreslosung für 2025 entnommen.
Paulus hatte in Thessalonich eine Gemeinde gegründet und war dann nach Korinth weiter gezogen. Dort hörte er durch Boten vom guten Zustand der neu gegründeten Gemeinde aber auch von Fragen die die Thessalonicher bewegten, z. B. Fragen nach der Wiederkunft des Herren, die viele als unmittelbar bevorstehend erwarteten. Aber einige waren wohl auch den Versuchungen im Geschäftsleben erlegen und waren im Kampf um die Reinheit nicht immer standhaft geblieben.
Also, so ganz in Ordnung schien die Welt in Thessalonich wohl doch nicht zu sein!
Nachdem er „alles geprüft hatte“ schrieb er seinen 1. Brief an die Thessalonicher.
Erstmal lobt er die Gemeinde. Streichelt sie um dann zur „Gardinenpredigt“ anzusetzen. Er ermahnt sie, weiter ein Gott gefälliges Leben zu führen so, wie er es sie gelehrt hat. Unter anderem:
“Lobt eure Repräsentanten, haltet Frieden untereinander, weist die zurecht die ein unordentliches Leben führen, nehmt euch der Schwachen an.
Und zuletzt: „Prüft alles und behaltet das Gute!“
Wenn Paulus heute einen Brief an unsere Gemeinde schreiben würde brauchte er den Text kaum zu verändern.
Wenn wir unsere Repräsentanten, auch die kirchlichen, prüfen würden dann hätten wir zu tun. Sie sind Zwängen unterworfen, brauchen Mehrheiten, vertuschen viel und verbreiten Halbwahrheiten. Sind halt auch nur Menschen, keine Halbgötter. Da fällt eine gerechte Prüfung schwer.
Was ist ein unordentliches Leben? Welche Maßstäbe legt man an? Wer anderen in der Nase bohrt……
Nehmt Euch der Schwachen an. Eine brennend aktuelle Mahnung – bei Etatkürzungen stehen die sozialen Leistung so ziemlich immer an erster Stelle. Meist gefordert von denen die im Überfluss leben. Wenn ein großer Autokonzern im September 2024 über vier Milliarden Euro Dividenden an die Aktionäre ausschüttet und drei Monate später der staunenden Belegschaft verkündet, dass die Firma kurz vor dem Bankrott steht – was soll man davon halten?
Aber, der Rat ,alles zu prüfen und nur das Gute zu behalten richtet sich natürlich auch an jeden einzelnen von uns, damals wie heute.
Und die zur Verfügung stehenden Prüfmittel?
Taugen die 10 Gebote dazu? Du sollst nicht töten ist eine klare Anweisung aber……
Mahatma Gandhi hat sieben gesellschaftliche Sünden definiert. Eine interessante Zusammenstellung jener Verhaltensweisen die der Gesellschaft schweren Schaden zufügen.
Zum Beispiel die zweite: Geschäfte ohne Moral! Darin Erkenntnisse über den Ehrgeiz.
„Wenn man nur an das eigene Wohlergehen denkt, entsteht meist die Vorstellung, dass dieses Gut jede Handlung rechtfertige. Der persönliche Erfolg entwickelte sich zum Vorwand für die schmutzigsten Aktionen. Selbst Menschen, die als “gut” angesehen werden können, enden im Glauben, dass “man doch praktisch handeln müsse”. Sie nennen diejenigen, die moralische Werte verfechten, Idealisten oder Träumer (“Wer Visionen hat soll zum Psychiater gehen“ ist ein bekannter Ausspruch von Helmut Schmidt der ja bekanntlich ein „Macher“ war). Dieses Verhalten führt aber nur dazu, dass die Grenzen moralischen Handelns immer unklarer werden“.
Und, Hand auf’s Herz, auch wir richten ja unser tägliches Handeln im allgemeinen darauf aus was uns am meisten nützt.
Ein Zitat von Friedrich II
„Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen“
Sind also Hunde bessere Menschen? Prüfet alles .
Und hört auf Euer Gewissen!!!
Hartmut Wieseke