See in grüner Parklandschaft

Pilgern durch Marienfelde

vom Superintendenten Michael Raddatz

„Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“

11. Sonntag nach Trinitatis, 1. Petrus 5,5b

Hochmut und Gnade lehrt uns Jesus mit der entlarvenden Szene vom Pharisäer und Zöllner. Der Pharisäer dankt Gott dafür, dass er nicht so ist wie die anderen Menschen. Denn er fastet zweimal wöchentlich und führt 10% seines Einkommens guten Zwecken zu. Klarer Fall: die Regeln von uns „Gutmenschen“ erfüllt er über die Maßen. Eines hat er allerdings übersehen. Sein hochmütiger Blick auf den SUV-fahrenden Zöllner, der in das Gotteshaus kommt und betet, der bringt ihn in Gottes Herzen zu fall. Jesus stellt klar, sich selbst erhöhen bringt keinen Frieden vor Gott und den Menschen. Sich selbst erniedrigen schon. Wir wissen zwar alle, dass wir Christen in den letzten 2000 Jahren eine hohe Kunst herausgearbeitet haben, sich durch unterbieten zu überbieten. Aber, das Gleichnis entlarvt auch diese Techniken bis heute.

Mich beschäftigt in dieser Woche besonders diese hochmütige Form der Abgrenzung des Pharisäers, dieser gilt es entgegenzustehen innerkirchlich und in der Welt.

Demut finden, Abgrenzung überwinden, dazu gibt es eine uralte Kulturtechnik: das Pilgern. Wir haben das Glück, dass ab dem kommenden Montag der Jakobsweg, der europäische Pilgerweg, durch unseren Kirchenkreis feierlich eröffnet wird. Der Weg schlängelt sich vom Brandenburger Tor kommend zur Königin Luise Gedächtniskirche über die
Kirchengemeinde Marienfelde und dann weiter Richtung Leipzig. An der Königin Luise Gedächtniskirche wird am Montag um 13 Uhr die Berliner Stempelstation eröffnet. In Zukunft können die Pilgernden hier einen Stempel in ihr Pilgerheft setzen und dokumentieren, dass sie auf ihrem Weg von der Ostsee bis Santiago de Compostela hier waren. Wir danken dem Initiator, Herrn Jörg Steinert (Lesben- und Schwulenverband Berlin-
Brandenburg), der verschiedene Anrainer des Weges zusammenbringt, die sonst nichts voneinander wüssten. Vielleicht haben Sie auch Lust, zu Hause loszulegen und der Jakobsmuschel, die auf den Schildern zu sehen ist zu folgen.
Unsere kreiskirchlichen Mitarbeitenden haben ein Pilgerprogramm entwickelt, dass für Ihre gemeindepädagogische Arbeit interessant ist. Sie schreiben uns: Das Wort „Pilgern“ kommt aus dem Lateinischen und kann u.a. mit “Jenseits des Ackers” übersetzt werden. Und dort, also jenseits des Ackers, gibt es viel zu entdecken – auch in Marienfelde.

Der kleine Pilgerweg für Familien und Kinder, den Katti Geighardt (KG Marienfelde) und Sven Steinbach (AKJ KK TS) entwickelt haben, startet an der Dorfkirche Marienfelde und schlängelt sich rund 4 km durch Parks, Felder und Kleingartenkolonien. Zwischendurch gibt es Stopps, um etwas zu entdecken, um kurz innezuhalten oder um gemeinsam zu beten oder zu singen.
Der Rundweg mit Karte, Texten, Fotos und Anleitung sind als PDF-Datei auf der Internetseite des Kirchenkreises zu finden. Ein weiterer Pilgerweg für Familien und Kinder ist im Oktober für Schöneberg geplant.

https://www.ts-evangelisch.de/

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