Jugendgottesdienst

Die Familie im Wandel der Zeit 

Die Grundidee für Familienbildung war, eine Versorgungs- und Verantwortungsgemeinschaft für zumeist miteinander verwandte Menschen zu schaffen. Da es früher oft kinderreiche Familien gab, entstanden die Großfamilien. Dort sollte man solidarisch füreinander sorgen, um das Wohl aller zu mehren. Jung und Alt lebten zusammen unter einem Dach und jeder hatte seinen festen Platz in der Gemeinschaft. 

Man war nicht allein und wenn man jemanden brauchte, war er da. Die Alten halfen im Haushalt oder kümmerten sich um die Enkel. Wer hilfsbedürftig wurde, fand Unterstützung durch die Kinder, von denen sie sogar oft auch gepflegt wurden. Doch sicher waren die zwischen-menschlichen Beziehungen auch nicht immer ideal. Egoismus und Streit gab es wie überall. Durch entstehende Spannungsfelder war es also nicht nur ein Hort von Harmonie und Glück. 

Heute funktionieren zu enge Kontakte zwischen den Generationen nicht mehr so gut. Die Alten sind nicht mehr die „Alten“ geblieben. Sie sind länger aktiv, interessiert, sportlich, voller Pläne und „eigen–sinnig“. Die meisten Jungen würden es auch heute als absurd empfinden, wenn man von ihnen erwartete, jeden Sonntag bei den Eltern zum Essen oder zum Kaffee aufzukreuzen. Umgekehrt erwarten die alten Eltern auch nicht ständig, bei den berufstätigen Kindern zu Gast zu sein. Es hat sich zwischen den Generationen eine liebevolle Distanz entwickelt. Ideal ist eine gewisse räumliche Nähe, aber getrennte Haushalte. Je älter jedoch die Menschen werden, umso mehr sind sie auf die Ratschläge und Hilfe der Jungen angewiesen und werden die liebevolle Zuwendung und Unterstützung zu schätzen wissen. 

Es ist historisch offenkundig, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse sich ständig verändern, so auch innerhalb der Familie. Die Strukturen und Auf-gaben sind kulturell geprägt und vielseitig. In den verschiedenen Regionen, den sozialen Schichten und Epochen unterliegen sie Variationen. 

So waren z. B. in der BRD zwischen 1955 und 1975 die Familienformen meist einheitlich geprägt durch Dominanz der bürgerlichen Kleinfamilie. Man lebte unter einem Dach und die Partnerschaft war ehelich. Es gab noch eine strenge Arbeitsteilung der Geschlechter: Die Ernährungsrolle hatte der Mann und die Zuständigkeit für Haus und Kinder lag bei der Frau. In der DDR gab es die sozialistische Familie mit der Vollerwerbstätigkeit beider Eheleute und es gab staatliche Kinderbetreuung. 

 Seit der 1960er Jahre ist die Zahl der nicht konventionellen Lebensformen gewachsen: Es gibt Alleinstehende, nicht eheliche Lebensgemeinschaften, Alleinerziehende, Fernbeziehungen, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, Patchwork-Familien. Bei den bürgerlichen Kernfamilien „Vater, Mutter, Kind“, die unter einem Dach leben, existieren drei Variationen: das Ernährermodell, das Hinzuverdienermodell und das partnerschaftlich egalitäre Modell. 

Demographische Fakten:

Die Lebenserwartung steigt in Deutschland und die Geburtenrate liegt auf einem niedrigen Niveau. Es besteht eine wachsende Zahl von hilfsbedürftigen Älteren und ein Rückgang der für Pflegeleistung zur Verfügung stehenden Jüngeren. Bei steigender Zahl von Leistungsempfängern nimmt jedoch die Zahl der Beitragszahler ab. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen zunehmend in das Alter der Pflegebedürftigkeit. Die Zahl der Mehrgenerationen Haushalte sinkt bei wachsender Zahl Alleinlebender. 

Mehr als zwei Drittel der Pflege-bedürftigen werden zu Hause versorgt. Der größte Teil der Pflege (75 %) wird von (berufstätigen) Frauen geleistet. Durch Beruf und Pflege sind die Frauen doppelt belastet. Nicht selten besteht sogar eine Dreifachbelastung für Frauen mit Kindern und pflegebedürftigen Eltern. Die Rushhour des Lebens liegt in der mittleren Lebensphase zwischen 25 und 45 Jahren. Es ist die Zeitspanne, in der viele Entscheidungen gefällt werden. Die Ausbildung ist abgeschlossen und man kümmert sich um Berufseinstieg, Karriereaufbau, um Partnerwahl und Wohnort. 

Zwischen den Partnern muss ein Arrangement getroffen werden, ob sie heiraten und ob sie eine Familie gründen wollen. Besonders belastend ist diese Phase bei Akademikern, die ja ihre Ausbildung erst später beendet haben und ihre beruflichen und persönlichen Pläne erst später miteinander synchronisieren können. Heute bekommen 42 % der Frauen ihr erstes Kind erst, wenn sie älter als 30 Jahre sind. Durch eine Babypause, also durch Unterbrechung der Erwerbsmöglichkeit behindern sie spätere Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Leider ist auch die Anzahl der Krippenplätze unzureichend und es besteht eine ungünstige Besteuerung der oft schlechter verdienenden Frauen. 

Auch die Mütter von heute wollen, so wie es immer war, gute Mütter sein. Sie lieben ihre Kinder, wollen sich um sie kümmern, sie fördern und ihnen bei den Schulaufgaben zur Seite stehen. Doch diese jungen Frauen haben auch ihre eigenen Wünsche. Sie sind attraktiv, sportlich, interessiert und sie haben eine Ausbildung. Sie möchten unabhängig und beruflich erfolgreich sein. 

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. 

Das alte Bild von Männlichkeit und von Vaterschaft ist in Bewegung geraten und die alten Leitbilder sind brüchig geworden: Väter wollen heute partnerschaftlicher sein und mehr Zeit für Familie und Kinder aufbringen. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist die Diskrepanz groß. 

Noch immer übernimmt ein Großteil der Väter hauptverantwortlich die Rolle des Familienernährers und beteiligt sich daher eher wenig an Haus- und Erziehungsarbeit. Es ist aber ganz wichtig, dass die Kommunikation zwischen den Partnern stimmt und dass die Aufteilung von Beruf und Familie untereinander gerecht und vernünftig ausgehandelt wird. Wenn aber in einer Familie mehrere kleine Kinder sind, die teilweise auch noch vermehrte Pflege benötigen, werden oft die Eltern so sehr belastet, dass sie auch gemeinsam nicht den Haushalt und die Kinderbetreuung schaffen. So kommt es nicht selten vor, dass beide Elternteile häufig an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen. 

Diese Familie benötigt Hilfe für den Haushalt und sozialpädagogische Familienhilfe. Es darf nicht erst zu gesundheitlichen Schäden der Eltern kommen. 

Alarmzeichen für körperliche oder seelische Schäden wären z. B. Magen- Darmbeschwerden, Kopfschmerzen, Angst, Depressionen, Schlaflosigkeit. Oft ist dann ärztliche und psychologische Hilfe notwendig. Wir haben nun gesehen, wie unterschiedlich die Familien sein können und wie viele Probleme oft gelöst werden müssen. Später, wenn die Kinder aus dem Haus sind, stellt sich für viele Ehepaare eine neue Frage: Wie wollen wir jetzt leben, wo die Kinder groß sind? 

Die Antwort dafür habe ich bei „Loriot“ gefunden: Beim Schreiben dieses Textes wurden anlässlich des 100. Geburtstags von Vicco von Bülow im Fernsehen lustige, zeitkritische Sketsche gesendet. Im „Jodeldiplom“ spielt Evelyn Hamann eine Ehefrau, die zum Jodelunterricht geht, um ihr Jodeldiplom zu machen, damit sie „etwas hat, wenn die Kinder groß sind oder dem Mann etwas passiert“. 

Gute Vorsätze und ein gutes Neues Jahr wünscht Ihnen 

Hannelore Krause 

 

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