Frühlingsblumen Mariendorf Süd

Hexenzauber

Man hört sie eher, als dass man sie sieht: die Museumsbahn im Britzer Garten. Langsam kommt sie angezuckelt. Die Bänke fast alle leer. Es ist wohl die erste Fahrt an diesem Tag. Wir steigen ein. Plötzlich höre ich eine Stimme: „Oje, das war so schön, in der Sonne spazieren zu fahren und sich alles anzusehen. Und nun, ,,plumps” und es ist mit der guten Sicht vorbei. Wissen Sie eigentlich, was es heißt, jemanden auf sich sitzen zu haben? – Was schauen Sie so dumm, ja, ich bin es, die Bankbahn, auf der Sie gerade sitzen.” – Naja, nun, denke ich, die soll sich mal nicht so haben, wozu ist sie denn da? – „Typisch, typisch, so kann nur ein Mensch denken.” 

Huch, die kann ja Gedanken lesen. “Na, was denn sonst, könnten wir uns sonst unterhalten?” Das kann ja heiter werden. „Ach so, Sie wollen nicht mit mir reden, so eine sind Siel” – ,,Nein ich möchte nicht mit Ihnen reden, ich möchte die Natur genießen und darum seien Sie jetzt bitte still.“ 

„Dann eben nicht!“ Ich höre nicht mehr hin, denn die Fahrt geht los. – Herrlich der Sonnenschein, das Grün und die Blumen. Der Frühling ist für mich die schönste Zeit. „Ach ja, was dachten Sie denn, für mich vielleicht nicht?” 

Oje, die schon wieder! „Sie sollten doch still sein.“ – „Ja, ja, ich weiß, aber ich wollte Sie doch nur wissen lassen, dass ich ihn auch so schön finde!“ 

„In Ordnung, das freut mich, und nun lassen Sie uns weiter schauen.” – „Habt ihr das gehört, wir stinken! Nun hört sich einer so etwas an. Da gibt man sich Mühe, duftet, was das Zeug hält und die sagen, wir stinken. Macht bloß, dass ihr weiterkommt!” 

Was war das denn nun wieder? Ist heute alles verzaubert? Vielleicht kann ich alles verstehen, weil ich eine Pflanze im Hexengarten berührt habe. Wie hieß sie doch gleich? ….. Also Vorsicht mit Bemerkungen und Gedanken! 

„Huhu, huhu,” wo kommt das her? Ach schau, ein Schmetterling! „Ich würde euch gerne ein bisschen begleiten, aber schade, ihr seid mir leider zu langsam. Da schwirre ich lieber ab! Trotzdem, nett euch getroffen zu haben. TschauI” – Na, das war ja ein netter Besuch. „Tschüss, mach’s gut und pass auf dich auf!” Weiter geht die Fahrt. Stiefmütterchen, Tulpen, Flieder und vieles mehr grüßen uns aus der Ferne und schicken uns eine extra starke Duftwolke herüber. Gemütlich zuckeln wir dahin. 

,,Hallo, hallo, puste, puste mehr, damit wir fliegen können und uns vermehren. Ach, so ein Pech! Die Puste reicht nicht, da, der Herr hilft noch mit, aber es reicht noch immer nicht, da muss schon der Wind kommen. Aber macht nichts, vielen Dank für die Mühe!” Ja das würde ich jetzt gerne sein, der Wind. Wäre das herrlich, alle Pusteblumen wegzublasen und sie in der Luft tanzen zu sehen. 

,,Wir sind gleich einmal rum”, brummelt es unter mir, „dann bin ich Sie endlich alle los.“ – „Ha, dass ich nicht lache, ich sehe schon den Bahnhof und die neuen Gäste.” – „Auch noch schadenfroh. Das ist nun das Allergrößte. Geht bloß, geht bloß, auf nimmer wiedersehen!” – “Tut mir leid meine liebe Bank, ich muss dich enttäuschen, ich komme wieder und just wieder auf diesen Platz. Mal sehen, was Sie mir dann zu erzählen haben. Tschüss, mach`s gut!” 

Ich steige aus und schaue die anderen an. Keiner sagt etwas, außer dass die Fahrt so schön war. Da schweige ich auch. Wer weiß, was sie von mir denken würden, wenn ich ihnen das Erlebte erzählen würde. Oder denken sie wie ich und hatten es auch erlebt, trauten sich genauso nicht wie ich? Was glaubt ihr wohl?

Brigitte Talke 

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