Monatsspruch November
Zum Totensonntag – Volkstrauertag
Die evangelische Kirchengemeinde trauert zum Ende des Kirchenjahres um die Toten. Friedrich Wilhelm III hatte 1815 festgelegt das am letzten Sonntag im Kirchenjahr der Verstorbenen gedacht wird. Unter seiner Regentschaft gab es viele kriegerische Auseinandersetzungen mit vielen Toten. Für ihn persönlich spielte wohl aber auch der frühe Tod seiner Gattin Luise, die auch im Volk sehr beliebt war, dabei eine Rolle. Heute werden in vielen Gemeinden die Namen der Verstorbenen des letzten Jahres verlesen und die Angehörigen besuchen deren Gräber.
Eigentlich brauchte es also keinen zweiten Tag im Jahr um Trauer zu bekunden aber seit etwa 100 Jahren begehen wir in Deutschland zusätzlich den Volkstrauertag.
Der 1. Weltkrieg sind 2 Millionen deutsche Soldaten um das Leben gekommen. Ein Trauma das verarbeitet werden musste. Überall in Deutschland findet man Kriegerdenkmale. Im kleinsten Ort, der kleinsten Kirche wird der im Kriege gefallenen „Helden“ gedacht die angeblich Ihr Leben für Kaiser und Vaterland geopfert hatten. Dabei waren es arme Hunde die von ehrgeizigen Offizieren und einer größenwahnsinnigen obersten Führung in den Tod getrieben wurden. Der zweite Weltkrieg, von dem auch die Zivilbevölkerung betroffen war, forderte in Deutschland etwa 6,4 Millionen Tote.
Die ersten Hälfte des 20zigsten Jahrhunderts war von Krieg und Gewalt geprägt. Deshalb erinnert der Volkstrauertag seit 1952 an die Opfer von Gewalt, Terror und Krieg aller Nationen.
Heskiel, von Gott erleuchtet, spricht zu uns:
„Ich suche die verloren gegangenen Schafe und bringe alle zurück, die sich von der Herde entfernt haben. Wenn sich eines der Tiere ein Bein gebrochen hat, will ich es verbinden, und den Kranken helfe ich wieder auf. Die fetten und starken Tiere aber lasse ich nicht aus den Augen! *. Denn ich bin ein Hirte, der gut und gerecht mit seinen Schafen umgeht“.
Das ist die Übersetzung aus „Hoffnung für Alle“. * Andere Übersetzungen sprechen an dieser Stelle von beseitigen,vernichten oder ausmerzen.
Heute, in diesen wirren Zeiten, ist es gut, wenn jemand die verlorenen zurückbringt. Wenn jemand die Verletzten verbindet und den Kranken wieder auf hilft. Und man möchte daran glauben, dass die Fetten und Starken nicht aus den Augen gelassen werden. Hesekiel hat seine Prophezeiungen in anderen Zusammenhängen gemacht. Aber 34/16 herausgegriffen passt recht gut zu Totensonntag und Volkstrauertag. In diesen Monaten ist wieder viel von Krieg, Wehrtüchtigkeit und Aufrüstung die Rede. Und die Fetten und die Starken reiben sich schon die Hände.
Aber es stimmt : Eine gut gerüstete Nation schreckt ab und kann damit einen Krieg verhindern. Schwachen Völker werden überrollt und man „verleibt“ sie sich ein.
Die Geschichte wiederholt sich. In den 1980ziger Jahren stationierte der Warschauer Pakt SS20 Raketen an der Grenze zur Nato. Aber der Westen hat dagegen gehalten. Und wurde deshalb von vielen angefeindet. Ich erinnere mich gut an eine machtvolle Demonstration im Bonner Hofgarten. Aber letztlich hat dieses „dagegen halten“ dazu geführt dass abgerüstet wurde. Verantwortungsvolle Politiker auf beiden Seiten haben dass bewirkt. Viele der heutigen Politiker erscheinen krank und in ihrem Stolz verletzt. Diese Politiker wieder in die richtige Bahn zu bringen erfordert Geduld und der Weg dahin ist lang. Und er wird Opfer kosten.
Hartmut Wieseke
Titelbild
Text: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart – Grafik: © GemeindebriefDruckerei






