Blumenwiese in Berlin Mariendorf Süd

Fit und zufrieden im Alter

Der Mensch gehört zu den Lebewesen, die am ältesten werden (einige Schildkröten übertreffen uns, Bäume werden sehr viel älter). In der Bibel (Psalm 90, Vers 10) lesen wir: „Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn es hochkommt, sind’s 80“. Ich habe eine Nachbarin, die in zwei Wochen 104 Jahre wird.

Als Moses ins Gelobte Land ging, sagte er: „Frag die Alten, sie werden es dir sagen.“ Ja, früher schätzte man die Alten, weil sie durch ihr langes Leben schon viel Lebenserfahrung und Wissen erworben hatten und gute Ratschläge geben konnten.

Manche Menschen behaupten, dass die Welt der Alten, die Welt der Erinnerungen sei. Das stimmt aber nur bedingt. Ja, sie erzählen gern von früher, das ist auch interessant, man sollte jedoch nicht der Vergangenheit nachtrauern und man soll in der Gegenwart leben. Wir müssen uns mit den heutigen Problemen befassen.

Ich erinnere mich noch lebhaft an die Freude, die ich als Kind bei meiner Großmutter auslöste, wenn ich sie bat: „Oma, erzähl doch von früher.“ Sie tat es so gern und ich habe dadurch viel aus ihrem Leben und dem unserer ganzen Familie erfahren und konnte nicht genug davon hören. Für meine Oma Hanni war es auch eine Art Therapie, wenn sie über das glückliche, gemeinsame Leben mit meinem Großvater und ihren vier Kindern sprach. Viele Verwandte hatten nämlich wegen der Nationalsozialisten Deutschland verlassen. Zwei Söhne meiner Großeltern hatten gerade noch Karten für das letzte Schiff bekommen, das Deutschland verließ und nach China fuhr (die Scharnhorst). Mein Großvater war bald danach an „Herzeleid“ gestorben.

Jeder Mensch wird stündlich älter, es betrifft uns alle. Wie man jedoch älter wird hängt vom einzelnen ab. Natürlich spielen die Gene und die Gesundheit dabei eine große Rolle. Die Art des Altwerdens orientiert sich auch an der Entwicklung und den Interessen des Einzelnen, an seinen Kenntnissen, an seinem erlebten Leben, an dem, was er ist und was er tut. Außerdem muss man selbst entscheiden, wie man mit Verlusten, Einsamkeit, Krankheit, den körperlichen und psychischen Grenzen umgeht und wie man die Zukunft gestalten will. Unsere Altersgruppe ist so unterschiedlich wie keine andere; denn wir haben in unserem langen Leben sehr viel erlebt und jeder von uns etwas anderes, so, dass wir uns alle ganz unterschiedlich entwickelt haben.

Schopenhauer hat kluge und zeitgerechte Dinge über das Alter gesagt: „Armut im Alter ist ein Unglück. Ist Armut aber gebannt und die Gesundheit geblieben, so kann das Alter ein sehr erträglicher Teil des Lebens sein.

 Es gibt aber noch andere Probleme. Viele ältere Menschen finden sich in der digitalisierten Welt nicht mehr zurecht. Immer mehr Post- oder Bankfilialen werden geschlossen; es gibt Onlinebanking. Ein Glück, wenn man jemanden kennt, der dabei helfen kann. Traurig ist es auch, wenn alte Menschen auf den „Enkeltrick“ hereinfallen oder vertrauensvoll einem falschen Polizisten Schmuck oder Geld aushändigen, weil „Einbrecher“ unterwegs sind. Ich denke, das ist nur möglich, wenn Menschen zu gutgläubig sind und weil im Alter Schwäche und Angst zunehmen und man leicht in Panik gerät. Es ist natürlich, dass sich im Alter Zipperlein einstellen: man kann nicht mehr hinter dem Bus herlaufen, der Rücken tut weh, Schuhe mit hohem Absatz sind unmöglich, man verlegt die Brille, ein Name fällt nicht mehr ein. Doch die wirklich großen Ängste sind doch Altersarmut, Einsamkeit, Krankheiten und zum Pflegefall zu werden, also abhängig und nutzlos zu werden und so jedem Leben die Freude zu nehmen. Dagegen wollen wir aber etwas unternehmen: wir setzen uns nicht in die Ecke und grübeln. Wir bewegen uns, möglichst oft an der frischen Luft; denn auch das Gehirn braucht Sauerstoff. Wir machen Gymnastik, schwimmen, gehen zum Reha-Sport. Man braucht ein Umfeld, Familie und Freunde. Pflegt eure Hobbys und Kontakte, geht zum Seniorentreffen und macht alles, was ihr noch könnt und was euch Spaß macht.

Wir sind noch kein Methusalem und auch das verehrungswürdige weißhaarige Alter wurde weitgehend abgeschafft. Wir versuchen noch am Leben teil zu nehmen und verunsichern eventuell auch unsere Umgebung dadurch. Es gibt keine „Greise“ mehr, nur noch „Oldies“ oder „Goldies“, wir gehören zur „Generation Plus“. Wir sind nur alt und keine anderen Menschen geworden. Wer immer Wünsche und Interessen hatte, hört damit nicht auf, wenn er eine Altersgrenze erreicht hat.

Leider wird sich bei vielen alten Menschen einmal die Frage stellen, ob sie lieber aus ihrem Heim ausziehen sollten, um den Lebensabend in einer Seniorenresidenz oder einem Pflegeheim zu verbringen. Das sind alles Überlegungen, die nicht einfach sind und die man vielleicht gemeinsam mit der Familie oder mit guten Freunden besprechen sollte. In früheren Zeiten als es noch Großfamilien gab, war es normal das die Alten mit den Jungen zusammenlebten und später von ihnen versorgt wurden. Natürlich gibt es heute auch die Möglichkeit im eigenen Heim durch Angehörige oder durch soziale Einrichtungen versorgt zu werden.

Es gibt viele Menschen, die sich Gedanken über das Alter gemacht haben, so auch Julian Green (geb.1900). 1998 hat er in sein Tagebuch geschrieben: „Es gibt Stunden, in denen ich mich alt fühle, aber ich habe immer noch das eines 16-jährigen und ich reagiere noch wie damals. Das Herz altert nur als Organ, nicht als Symbol der Liebe. Die Zeit existiert nicht für die Liebe und Gefühle.“

Simone Signoret, die mit Yves Montand verheiratet war, schrieb:“ Wir sind gleich alt, Montand und ich. Er hat an meiner Seite erlebt, dass ich alterte, ich dagegen habe an seiner Seite erlebt, dass er reifte. So sagt man doch bei Männern, sie reifen, und die weißen Strähnen werden silbrig genannt. Falten meißeln das Gesicht eines Mannes, während sie uns hässlich machen und uns „verblühen“ lassen.“

Es gilt als völlig normal, dass alte Männer sich oft mit sehr jungen Frauen zusammentun, aber wehe, eine ältere Frau hat einen jüngeren Partner – wie peinlich! Doch ist es nicht schön, wenn man Macron und seine Frau so innig miteinander sieht?

Jenseits von Mitte vierzig können Frauen nur noch selten Mutter werden. Aber Charlie Chaplin wurde mit 73 Jahren noch mal Vater, Anthony Quinn zeugte mit 81 Jahren sein 14.Kind und der Bergkraxler Luis Trenker zeugte sein letztes Kind mit 96 Jahren.

Die Kunst des Lebens ist wohl „jung zu sterben“ aber „so spät wie möglich“.

Elke Heidenreich, die zweimal verheiratet war, (die zweite Ehe hielt sogar 42 Jahre) und danach noch viele Jahre mit einem viel jüngeren Musiker zusammenlebte, gibt uns den Rat im Alter einfach zu atmen und glücklich zu sein weil wir leben.

Von Astrid Lindgren stammt das Zitat: „Es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern“. Da ist was dran, es gibt ja auch „den 100-Jährigen, der durchs Fenster stieg“.

Ich habe eine Freundin, die mit 86 Jahren auf ihr Hausdach gestiegen ist, um die Birke zu entwurzeln, die sich im Schornstein eingenistet hatte.

Also genießen wir unser Alter und gönnen wir uns etwas: vielleicht einen Theater- oder Konzertbesuch, eine kleine Reise? Ein neues Kleid? Ja, wir dürfen gern ein wenig eitel sein, wir werden schon in unseren Grenzen bleiben. Die große Kosmetik und Botox überlassen wir den Jungen (und die haben es eigentlich nicht nötig), wir finden schon zu unseren Salben, Pillen und Rollatoren zurück.

Noch einige Ernährungstipps: wenig Zucker und Fett (möglichst Raps- , Oliven- oder Sonnenblumenöl ). Wichtig sind Eiweiß und auch Kohlehydrate (Fisch, mageres Fleisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Reis, Kartoffeln, viel Gemüse und Obst, calziumreiches Mineralwasser. Vermeiden Sie Alkohol und rauchen Sie nicht.

Gehen Sie oft an der frischen Luft spazieren (Vitamin D! und das Glückshormon Serotonin wird, wie auch bei jeder Freude, gebildet).

Ein glückliches Alter und Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Hannelore Krause

Anstehende Veranstaltungen

Kategorien